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Auf dem diesjährigen HIV Drug Therapy Glasgow Kongress wurden neue Daten für Studien eines HIV-Therapieregimes veröffentlicht, welche mitunter für Neupatienten sehr interessant sein dürften.

In verschiedenen unabhängigen Studien wurde das Therapieregime DOVATO aus Dolutegravir und Lamivudin (kurz: DTG+3TC) gegen ein Standard Triple Regime bestehend aus Dolutegravir, Tenofovir und Emtricitabin getestet. In zwei 144-wöchigen Studien, GEMINI 1 und 2, wurde eine nicht Unterlegenheit des DTG+3TG Regimes für die HIV-Therapie von Neupatienten nachgewiesen. Dabei sprachen 82% der getesteten Personen auf das duale Regime an, während es bei dem Triple Regime 84% der neuen Patienten waren.

Auch bei der Resistenzentwicklung schnitten beide Studienarme ungefähr gleich gut ab. Während sich unter dem dualen Regime bei 12 von 1431 Probanden Resistenzen bildeten, gab es beim Triple Regime bei gleicher Probandenzahl neun bestätige Fälle. Die Rate der unerwünschten Ereignisse lag unter dem dualen Regime mit 20% insgesamt niedriger als beim Standard Triple Regime mit 27%.

Eine weitere Studie mit dem Namen TANGO, in der über eine Dauer von 96 Wochen Patienten behandelt wurden, die zuvor schon ein anderes HIV-Therapieregime verabreicht bekommen haben, wies sogar ein Ansprechen von 86% unter DOVATO auf. Eine Fortsetzung mit dem Triple Regime führte darin zu einer 79 prozentigen Ansprechrate. Zudem zeigten die Patienten unter DOVATO eine signifikante Verringerung der Cholesterinwerte und Triglyceride, wodurch ungewünschte Fettablagerungen und -umverteilungen, die als Nebenwirkung einer HIV-Therapie als sogenannte Dyslipidämien auftreten können, vermindert werden können.

In einer weiteren 6-monatigen Studie (URBAN) wurde das Präparat im klinischen Alltag getestet, wobei das Ansprechen bei vorbehandelten Patienten bei 94% und bei unbehandelten, therapienaiven Patienten, bei 90% lag. Des Weiteren berichteten die Patienten in dieser Studie eine gesteigerte Therapiezufriedenheit sowie eine Verringerung von Unwohlsein.

Dovato® (Dolutegravir/Lamivudin) wurde als erstes Dual-Regime zur initialen HIV-Therapie Mitte 2019 zugelassen.

Quelle: : www.hivandmore.de

Bereits im Juli wurden Ergebnisse der HPTN 083 Studie (HIV Prevention Trials Network) bekannt, die die Wirksamkeit von langwirksamem Carbotegravir (CAB LA) als PrEP nachwies. Jetzt liegen erste Ergebnisse der HPTN 084 Studie vor. Insgesamt 3223 cisgender Frauen aus Subsahara-Afrika  erhielten entweder alle zwei Monate eine intramuskuläre Injektion mit CAB LA oder die herkömmliche PrEP aus einmal täglich FTC/TDF p.o.

Ursprünglich sollte die verblindete Phase der Studie bis ins Jahr 2022 fortgeführt werden. Aufgrund der signifikant besseren Wirksamkeit von CAB LA wurden die vorläufigen Ergebnisse im Interesse der Bevölkerungsgesundheit aber schon Anfang November veröffentlicht. Von insgesamt 38 im Studienzeitraum aufgetretenen HIV-Infektionen traten gerade einmal vier im CAB LA-Arm auf. Im FTC/TDF-Arm waren es etwa neunmal mehr.

Die Studienergebnisse bedeuten aber nicht, dass FTC/TDF als PrEP ausgedient hat. Im Gegenteil: Die hohe Therapietreue im FTC/TDF-Arm und die insgesamt sehr niedrige HIV-Inzidenzrate in der Studie zeigt auch, dass beide PrEP-Varianten hocheffektiv darin sind, eine HIV-Infektion zu verhindern.

Quelle: www.hptn.org/news-and-events/press-releases/hptn-084-study-demonstrates-superiority-of-cab-la-to-oral-ftctdf-for

Die Zahl der Syphiliserkrankten lag 2019 laut dem Epidemiologischen Bulletin bei 7.889. Das stellt einen neuen Höchststand dar. Ein Großteil der Infektionen (ca. 85%) falle hier auf Männer zurück, die Sex mit Männern haben (MSM). Aufgrund der guten Therapiemöglichkeiten bei einer HIV-Infektion seit Mitte der 1990er Jahren führt diese nicht mehr unbedingt zu AIDS. Dadurch steige die Sorglosigkeit bei MSM und mit ihr auch die Zahl der an Syphilis Erkrankten kontinuierlich an (ausgenommen 2009).

Die meisten Infektionen erfolgen sexuell, wobei häufig wechselnde Partner und ungeschützter Geschlechtsverkehr die wichtigsten Risikofaktoren sind. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) gab es sowohl bei der Gruppe der heterosexuellen Männer als auch bei der Gruppe der Sexarbeiter*innen keinen Anstieg. Die Zunahme der Infektionen sei also vor allem auf die Gruppe MSM zurückzuführen. Die konnatale Syphilis ist in Deutschland aufgrund von entsprechenden Screenings sehr selten.

Vor Allem im städtischen Raum steigen die Infektionszahlen. So lag in Berlin die Inzidenz bei 39,7 pro 100.000 Einwohnern, was einem Anstieg von 22,9 % entspricht. Dabei gab es allerdings regionale Unterschiede: Beispielsweise lag die Inzidenz in Marzahn-Hellersdorf nur bei 6,7, in Friedrichshain-Kreuzberg dafür bei 92,7.Weitere Anstiege gab es u.a. in Sachsen (Dresden +89,8%, Leipzig +44,4%), Bochum (+63,7%), Wiesbaden (+43,0%), Wuppertal (+41,1%), Lübeck (+38,6%) und Mannheim (+26,9%). In Köln betrug der Anstieg 35,4%.

Außerdem wird ein Einfluss der Kostenübernahme für die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) durch die Krankenkassen seit September 2019 diskutiert. Laut RKI ist es aber noch nicht abschätzbar, wie dieser aussieht. Einerseits könnten die Fälle weiter zunehmen, da durch die PrEP das HIV-Infektionsrisiko bei Verzicht auf Kondome gesenkt wird und die Zahl an ungeschütztem Geschlechtsverkehr dadurch steigen könnte. Andererseits schreibt die Leitlinie bei einer HIV-PrEP vor, dass alle drei Monate ein Test auf Syphilis durchgeführt werden sollte. Dadurch könnten Syphilis-Infektionen früher erkannt und somit Infektionsketten schneller unterbrochen werden.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Neuer-Hoechststand-von-Syphilis-Infektionen-in-Deutschland-415319.html

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