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Viele HIV Patient:innen leiden an einer Dyslipidämie oder anderen Komorbiditäten, die eine Statin-Therapie erfordern. Beispiele für Satine: Atorvastatin, Simvastatin, Rosuvastatin. Einige Statine werden vom Körper auf dem gleichen Weg über die Leber verstoffwechselt wie Protease Inhibitoren. Hier kommt es abhängig vom pharmakokinetischen Profil zu einer Drug-Drug Interaktion. Einige Protease Inhibitoren sind in der Lage die CYP3A4 Enzyme in der Leber unterschiedlich stark zu hemmen, sodass das Statin langsamer abgebaut wird und eine höhere Konzentration im Körper verbleibt. Diese erhöhte Konzentration kann vermehrt zu Nebenwirkungen der Statine führen.

Typische Nebenwirkungen von Statinen sind: Muskelschwäche, Rhabdomyolyse (Zerfall von Muskelfasern) und im schlimmsten Fall Nierenschäden/Nierenversagen. Die Nebenwirkungen äußern sich erstmals in Muskelschmerzen. Falls diese über einen längeren Zeitraum nicht abklingen, sollte eine Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin gehalten werden. Die unterschiedlichen Statine können unterschiedlich stark diese Interaktion eingehen, weswegen ein Wechsel des Statins die Symptome bereits lindern kann.

Quelle: Gefährlicher Mix: Cholesterinsenker und Proteasehemmer gegen HIV und HCV | Deutsche Aidshilfe; Microsoft Word - Tabelle Wechselwirkungen - neu AS.doc (aidshilfe.de); Update für Statine (deutsche-apotheker-zeitung.de)

Im Zuge der Verbesserung der Hepatitis-, HIV- und STI (sexuell übertragbare Infektionen)-Prävention stellt das Land Schleswig-Holstein seit September letzten Jahres einen mit 100.000€ geförderten Bus zur Beratung, Testung und Aufklärung über Übertragungswege und Behandlungen der genannten Erkrankungen zur Verfügung. Das Land erhofft sich dadurch eine niederschwellige, anonyme Kontaktaufnahme und will die Menschen so direkt und unmittelbar in ihren Lebenswelten erreichen. Das Angebot gilt sowohl für besonders gefährdete Menschen, als auch für jene, die sich bereits infiziert haben.

Gerade im Bereich der Hepatitis C-Erkrankung sollen diese neuen Strukturen die Prävention verbessern und dem Niveau der HIV-Prävention angeglichen werden, da diese dort bereits etabliert sind und gut funktionieren.

Hepatitis C Risikogruppen sind vor allem Menschen, die regelmäßig intravenös Drogen konsumieren, da es durch kontaminierte Nadeln leicht zu einer Übertragung kommen kann. So sind 44% aller drogenkonsumierenden Menschen in Deutschland mit Hepatitis C infiziert, die Dunkelziffer liegt aber noch deutlich darüber. Hinzu kommen auch noch Menschen, die aus Ländern stammen, in denen das Hepatitis C-Virus weit verbreitet ist, sowie Menschen ohne Obdach.

Um auch alle Risikogruppen zu erreichen und um das nötige Vertrauen aufzubauen, arbeitet der Bus eng mit den Mitarbeitenden der Sucht- und Drogenhilfe zusammen.
Ziel ist es die Zahl der unwissentlich infizierten Menschen zu verringern. Diese wird aktuell deutschlandweit auf rund 190.000 Menschen geschätzt.

Eine frühe Diagnostik und dadurch auch ein früher Therapiestart sind bei diesen Erkrankungen besonders wichtig, da es sich um Erkrankungen des gesamten Körpers mit vielen Folge- und Begleiterkrankungen handelt.

Vielen ist auch nicht bekannt, dass Hepatitis C mittlerweile nahezu nebenwirkungsfrei therapiert werden kann und innerhalb von 8-12 Wochen sogar heilbar ist. Wichtig anzumerken dabei ist allerdings das eine geheilte Infektion nicht vor einer Neuinfektion schützt.

Daher sind Prävention und Information immer noch wichtige Mittel der Wahl im Kampf gegen Hepatitis, HIV und STIs.

Warum das Hepatitis C Virus (HCV) – Screening so wichtig ist:

Ziel der WHO ist es, das Hepatitis C Virus bis 2030 zu eliminieren. Die Rate der Neuinfektionen soll um 90% und die Mortalität um 65% reduziert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die Gesundheitsuntersuchung für Patient:innen über 35 Jahre am 01.10.2021 um ein Screening auf eine HCV- und/oder eine HBV (Hepatitis B- Virus) Infektion erweitert. Es wird von den Hausärzt:innen durchgeführt und von der Krankenkasse übernommen.

Auch für Patient:innen zwischen 18- 35 Jahre übernehmen die Krankenkassen eine einmalige Gesundheitsuntersuchung. Patient:innen, die einen Check- up in den letzten drei Jahren vor Inkrafttreten des Beschlusses in Anspruch genommen haben, können das Screening separat nachholen. Die Serumprobe wird dabei auf Antikörper gegen HCV und Hepatitis- B- Oberflächenantigen (HBsAg) geprüft.

Nicht nur Risikogruppen sollten sich testen lassen, um eine antivirale Therapie möglichst frühzeitig zu beginnen, um gravierende Spätfolgen zu verhindern. Unspezifische Symptomatiken erschweren leider oft einen frühen Therapiestart. Die pangenotypische DAA- Therapie (diret- acting antivirals Therapie) ist oft gut verträglich. Beispielsweise Maviret erreicht bei einer Behandlungsdauer von 8- 12 Wochen eine sehr hohe Wirksamkeit. Maviret setzt sich zusammen aus Glecaprevir (NS3- Proteasehemmer) und Pibrentasvir (NS5A- Hemmer).

Quelle: https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/II/Presse/PI/2022/Gesundheit/221027_Beratungsbus_Hepatitis_C.html; www.hivandmore.de Artikel: HCV Screening in der GU: Patienti:innen finden, Versorgungslücke schließen (Stand 02.12.2022); www.kvb.de Artikel: Screening auf Hepatitis B und C als Teil der Gesundheitsuntersuchung in den EBM aufgenommen (Stand 02.12.2022)

Wie eine unbehandelte HIV-Infektion verläuft, ist bekannt: einige Wochen nach der Ansteckung erfolgt die sog. Serokonversion mit vorübergehenden grippeähnlichen Symptomen. Danach folgt eine teilweise mehrjährige Latenzphase, in der das Immunsystem langsam an Kompetenz verliert, während sich das Virus im Körper festsetzt. Das Vollbild AIDS bildet sich aus und über opportunistische Infektionen kommt es schließlich zum Tod. Es gibt allerdings Personen, deren Immunsystem das Virus in Schach halten kann, sogenannte „Elite-Controller“. Bei diesen Personen bleibt die Viruslast ohne ART teils Jahre nach Serokonversion unter der Nachweisgrenze und es kommt nicht zum Verlust von CD4-Zellen. Bei den meisten Elite-Controllern kommt es im Laufe des Lebens dennoch zum Fortschreiten der Infektion, die dann eine ART notwendig macht.

Der weltweite Anteil an HIV-Elite-Controllern liegt, je nach Studie, bei 0,1-2%. WissenschaftlerInnen des Pharmaunternehmens Abbott, der Johns-Hopkins-Universität, der Universität von Missouri-Kansas City und der Université Protestante au Congo entdeckten jedoch Hinweise darauf, dass das Vorkommen dieser Elite-Controller in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) ungewöhnlich hoch sein könnte. Hier liegt der Anteil möglicherweise bei 2,7% bis 4,3% der HIV-Infizierten Personen. Ursache dieser natürlichen Kontrolle über das Virus sind u.A. Variationen in den für das Immunsystem relevanten Genen (HLA-Gene), kompetentere T-Killerzellen und weniger CCR5-Korezeptoren für die Fusion der HI-Viren mit Zellen.

Mögliche Gründe für diesen ungewöhnlich hohen Anteil an möglichen Elite-Controllern sind nicht abschließend geklärt. Die Studienautoren vermuten zum einen, dass in Gegenden ohne oder mit erschwerten Behandlungsmöglichkeiten anfällige Individuen schneller sterben und dadurch der Anteil an Elite-Controllern entsprechend ansteigt. Zum anderen werden genetische Varianten in den HLA-Genen und den CCR5-Genen diskutiert, die sich in den Populationen in der DRC durchgesetzt haben könnten. Allerdings ist der Zeitraum von etwa 40 Jahren, seit die HIV-Pandemie ausbrach, aus evolutionärer Sicht ein sehr kurzer Zeitraum, um in menschlichen Populationen solche genetischen Varianten zu festigen. Im Gespräch ist auch ein komplett neuer HIV-Subtyp in der Region und die Tatsache, dass das HI-Virus schon weit vor seiner Entdeckung in der DRC aufgetaucht ist. Eine genetische Analyse der Viren zur Subtypbestimmung und Hinweise auf die Weitergabe von HIV durch Elite-Controller lieferte diese Studie nicht.

„Der globalen Forschungsgemeinschaft steht noch eine Menge Arbeit bevor. Wenn wir aber die Erkenntnisse aus dieser Studie nutzen und mit anderen Wissenschaftlern teilen, nähern wir uns neuen Behandlungsmethoden, die HIV möglicherweise eliminieren könnten“, so Dr. Michael Berg, Associate Research Fellow bei Abbott und Hauptautor der Studie wörtlich.

Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26423816/; www.thelancet.com/journals/ebiom/article/PIIS2352-3964(21)00051-7/fulltext

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