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Die Haupt-Urlaubszeit ist angebrochen und während viele Menschen ihre Koffer packen und sich auf den wohlverdienten Urlaub freuen, gibt es für Reisende mit HIV einige zusätzliche Dinge zu beachten. Eine sorgfältige Vorbereitung kann dazu beitragen, mögliche Komplikationen zu verhindern und einen unbeschwerten Urlaub zu genießen. Hier sind einige wichtige Punkte, an die man denken sollte:
Zunächst einmal sollten Reisende überprüfen, welche Impfungen für ihre Reise empfohlen oder erforderlich sind. Die behandelnden Ärzt:innen sind die besten Ansprechpartner, um herauszufinden, welche Impfungen aufgefrischt werden müssen. Impfungen bieten den besten Schutz vor Infektionen und sollten frühzeitig vor der Reise durchgeführt werden.
Es ist auch von entscheidender Bedeutung, ausreichende Medikamente für die gesamte Reisedauer mitzunehmen. Weder die Krankenkasse noch eine Auslandskrankenversicherung werden die Kosten für den Kauf von Medikamenten im Ausland übernehmen. Es empfiehlt sich, die Medikamente im Handgepäck mitzuführen, um einem möglichen Verlust des aufgegebenen Gepäcks vorzubeugen. Zusätzlich sollte man sich eine englischsprachige Bescheinigung von seinem Arzt ausstellen lassen, die bestätigt, dass die regelmäßige Einnahme der Medikamente erforderlich ist. Es ist nicht erforderlich, die HIV-Diagnose auf der Bescheinigung zu erwähnen. Es ist auch ratsam, zu überprüfen, ob die Medikamente eine spezielle Lagerung erfordern, da einige bei Temperaturen über 25 °C nicht stabil sind.
Neben der Dauermedikation sollte ebenfalls an eine Reiseapotheke gedacht werden, damit man im Fall der Fälle schnell reagieren und den Urlaub unbeschwert genießen kann. Ihre Apotheke berät Sie gerne dazu, was für Ihre Reise empfehlenswert ist.
Bei Reisen in andere Zeitzonen kann es notwendig sein, die Einnahmezeiten der Medikamente anzupassen. Es ist daher ratsam, die Reisepläne im Voraus mit den behandelnden Ärzt:innen oder Apotheker:innen zu besprechen. Darüber hinaus kann es nützlich sein, dass man sich vor der Abreise darüber informiert, wo vor Ort medizinische Hilfe für Menschen mit HIV erhältlich ist, falls unvorhersagbare Probleme auftreten. Die Website aidsmap.com bietet eine weltweite Suche nach Behandlungseinrichtungen.
Es ist auch wichtig, sich über die Einreisebeschränkungen für Menschen mit HIV in verschiedenen Ländern zu informieren. Während Kurzaufenthalte in den meisten Ländern mit Einreisebeschränkungen bis zu 90 Tage möglich sind, gewähren einige Länder Menschen mit HIV keine Einreiseerlaubnis, unabhängig von ihrer Therapie. Zudem können in vielen Ländern bestimmte sexuelle Handlungen zwischen HIV-Positiven strafbar sein. Daher ist ratsam, die Gesetze und gesellschaftlichen Verhältnisse im Reiseland zu recherchieren, um mögliche Schwierigkeiten zu vermeiden und den Urlaub uneingeschränkt genießen zu können. Die Website hivtravel.org bietet detaillierte Informationen zu gesetzlichen Bestimmungen in Ländern weltweit.
Für Reisende, die ein Visum für die mehrfache Einreise, einen längeren Aufenthalt oder eine Arbeitserlaubnisbeantragen möchten, kann ein HIV-Test erforderlich sein. Ein positives Testergebnis kann zur Verweigerung des Visums führen und in einigen Ländern sogar zu Abschiebung führen. Es ist ratsam, sich über die Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV in anderen Ländern zu informieren
Quelle: www.nochvielvor.de, Dr. Hedro Ladho
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Virale Resistenztests sind meistens Plasma-basierte Resistenztest und werden standardmäßig vor Beginn einer HIV-Therapie durchgeführt, weil sie Aufschluss über das Vorhandensein von Resistenz-assoziierter Mutationen (RAMs) und Polymorphismen geben. Das bedeutet, man erhält dadurch Kenntnis darüber, gegenüber welchen Wirkstoffen Patient:innen resistent sind und für die Therapie werden dementsprechend andere Wirkstoffe ausgewählt. Um diese viralen Resistenztests erfolgreich durchführen zu können ist jedoch eine nachweisbare Viruslast von mindestens 300-500 Kopien/ml erforderlich. Unter diesem Wert steigt die Ausfallquote drastisch und unter 50 Kopien/ml sind Plasma-basierte Resistenztests nicht durchführbar.
Bei einer erfolgreichen HIV-Therapie liegt die Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze, was bedeutet, dass die Viruslast unter 20-50 Kopien/ml liegt. Dadurch ist eine Resistenztestung mittels Plasma-basierter Resistenztests nicht möglich. In diesen Fällen könnte die provirale Resistenztestung eine Rolle spielen. Denn ein geringer Anteil der aktiv produzierenden HIV-infizierten Zellen gehen in einen sogenannten Ruhezustand (Latenz) über und entgehen somit den schnellen Zelltod. In diesem Ruhezustand sind sie durch die antivirale Therapie nicht zu erreichen, produzieren aber auch keine neuen Viruspartikel. Sie können durch Aktivierung jedoch freigesetzt werden und somit zu einem geringen Anstieg der Viruslast (Low-Level-Virämie < 200 Kopien/ml) führen. Bei diesen niedrigen Viruslasten stellt die provirale Resistenztestung also eine Möglichkeit dar, archivierte Resistenzen zu detektieren.
Jedoch spiegelt die Resistenzsituation in der proviralen DNA in der Regel nicht die aktuelle Resistenzsituation der plasmaviralen RNA wider, weswegen ein Plasma-basierter Resistenztest zu Beginn der Therapie nicht ersetzt werden kann, weil dieser weit überlegen ist. Die provirale Resistenztestung spielt jedoch eine Rolle bei Therapieumstellungen im suppressiven Setting bzw. bei Low-Level-Virämien, insbesondere wenn kein Resistenztest vor Therapiebeginn vorliegt, die Therapiehistorie lückenhaft ist oder keine historischen Resistenztests bei virologischem Versagen vorliegen. Dabei dient EDTA-Vollblut als Untersuchungsmaterial anstatt EDTA-Plasma. Die LOWER-Studie 2022 ergab, dass bei zwei Testungen mit einem Abstand von 3 Jahren sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt wurden. So wurden teilweise historische Mutationen nur in der zweiten Messung nachgewiesen oder umgekehrt. Das könnte dadurch zustande kommen, dass selbst ein geringer Anstieg der Viruslast einen Einfluss haben kann auf die provirale Last, wodurch multiple, resistenzbedingte Therapieversagen zu einer deutlichen Umwälzung des proviralen Archivs führen können. Es kann Monate dauern, bis nachgewiesene Resistenzmutationen in der plasmaviralen RNA auch in der DNA in den Zellen des peripheren Blutes nachgewiesen werden können.
Zusammenfassend lässt sich also erkennen, dass die provirale Resistenztestung bei niedrigen Viruslasten eine gute Möglichkeit darstellt, archivierte Resistenzen zu erkennen und somit die Therapie zu optimieren..
Quelle: HIV & more 2/2023
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Die Übertragung einer Infektion des HI-Virus über die Muttermilch ist möglich, aber sehr selten, belegen Studien eindeutig (PROMISE). Allerdings weniger eindeutig sind wiederum die Empfehlungen der Länder, sowie der WHO beim Thema Stillen.
Das Risiko das HI-Virus über die Muttermilch zu übertragen liegt dennoch bei unter 1%. In einer groß angelegten Studie (PROMISE), welche in Subsahara-Afrika und Indien durchgeführt wurde, lag die Übertragungsrate nach 6 Monaten bei 0,3%, nach 12 und auch nach 24 Monaten bei 0,7%, obwohl nur weniger als die Hälfte der Mütter eine nicht nachweisbare Viruslast hatten.
Die WHO empfiehlt schon seit mehreren Jahren das exklusive Stillen mit HIV unter einer ART (antiretrovirale Therapie) in ressourcenarmen Ländern und berücksichtigt damit die Wünsche und psychosoziale Situation von betroffenen Müttern. Denn der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist oftmals schwierig, was ein erhöhtes Risiko für die Säuglinge birgt, wenn nicht gestillt wird. Internationale und westeuropäische Empfehlungen raten eher vom Stillen ab, aber neu angelegte Studien in Deutschland zum Stillen lockern die strickten Empfehlungen etwas auf. So konnte im deutschen Schwangerschaftsregister keine HIV-Übertragung von einer erfolgreich behandelten Mutter auf ihr Kind berichtet. Dennoch wird nur geschätzt, dass etwa 10 % der Mütter auch ihre Kinder stillen.
Fehlende Informationen und unterschiedliche Empfehlungen, sowie keine einheitlichen Vorgaben bezüglich Viruslastmessungen, Dauer des Stillens und Abstillen stellen die Betroffenen vor viele Fragen. Durch ein erstes Online-Treffen mit über 70 Ärzt:innen und Forscher:innen aus 12 Ländern Anfang des Jahres die sich unter der „WAVE Breastfeeding Group“ der EACE (European Aids Clinical Society) zusammengefunden haben, wurde der Grundstein für die verbesserte europaweite Kooperation der frauenspezifischen Forschung im HIV-Bereich gesetzt und gibt Hoffnung, dass Wünsche und Autonomie werdender Eltern in Zukunft besser berücksichtigt werden
Quelle: „Projekt Information e.V. S. 7-9“