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Wie eine unbehandelte HIV-Infektion verläuft, ist bekannt: einige Wochen nach der Ansteckung erfolgt die sog. Serokonversion mit vorübergehenden grippeähnlichen Symptomen. Danach folgt eine teilweise mehrjährige Latenzphase, in der das Immunsystem langsam an Kompetenz verliert, während sich das Virus im Körper festsetzt. Das Vollbild AIDS bildet sich aus und über opportunistische Infektionen kommt es schließlich zum Tod. Es gibt allerdings Personen, deren Immunsystem das Virus in Schach halten kann, sogenannte „Elite-Controller“. Bei diesen Personen bleibt die Viruslast ohne ART teils Jahre nach Serokonversion unter der Nachweisgrenze und es kommt nicht zum Verlust von CD4-Zellen. Bei den meisten Elite-Controllern kommt es im Laufe des Lebens dennoch zum Fortschreiten der Infektion, die dann eine ART notwendig macht.
Der weltweite Anteil an HIV-Elite-Controllern liegt, je nach Studie, bei 0,1-2%. WissenschaftlerInnen des Pharmaunternehmens Abbott, der Johns-Hopkins-Universität, der Universität von Missouri-Kansas City und der Université Protestante au Congo entdeckten jedoch Hinweise darauf, dass das Vorkommen dieser Elite-Controller in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) ungewöhnlich hoch sein könnte. Hier liegt der Anteil möglicherweise bei 2,7% bis 4,3% der HIV-Infizierten Personen. Ursache dieser natürlichen Kontrolle über das Virus sind u.A. Variationen in den für das Immunsystem relevanten Genen (HLA-Gene), kompetentere T-Killerzellen und weniger CCR5-Korezeptoren für die Fusion der HI-Viren mit Zellen.
Mögliche Gründe für diesen ungewöhnlich hohen Anteil an möglichen Elite-Controllern sind nicht abschließend geklärt. Die Studienautoren vermuten zum einen, dass in Gegenden ohne oder mit erschwerten Behandlungsmöglichkeiten anfällige Individuen schneller sterben und dadurch der Anteil an Elite-Controllern entsprechend ansteigt. Zum anderen werden genetische Varianten in den HLA-Genen und den CCR5-Genen diskutiert, die sich in den Populationen in der DRC durchgesetzt haben könnten. Allerdings ist der Zeitraum von etwa 40 Jahren, seit die HIV-Pandemie ausbrach, aus evolutionärer Sicht ein sehr kurzer Zeitraum, um in menschlichen Populationen solche genetischen Varianten zu festigen. Im Gespräch ist auch ein komplett neuer HIV-Subtyp in der Region und die Tatsache, dass das HI-Virus schon weit vor seiner Entdeckung in der DRC aufgetaucht ist. Eine genetische Analyse der Viren zur Subtypbestimmung und Hinweise auf die Weitergabe von HIV durch Elite-Controller lieferte diese Studie nicht.
„Der globalen Forschungsgemeinschaft steht noch eine Menge Arbeit bevor. Wenn wir aber die Erkenntnisse aus dieser Studie nutzen und mit anderen Wissenschaftlern teilen, nähern wir uns neuen Behandlungsmethoden, die HIV möglicherweise eliminieren könnten“, so Dr. Michael Berg, Associate Research Fellow bei Abbott und Hauptautor der Studie wörtlich.
Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26423816/; www.thelancet.com/journals/ebiom/article/PIIS2352-3964(21)00051-7/fulltext
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Die CAR-T-Zelltherapie wurde ursprünglich zur Behandlung akuter lymphatischer Leukämie entwickelt. Es handelt sich um eine Immuntherapie, bei der sich das körpereigene Immunsystem wieder gegen die Tumorzellen wehren soll. Dabei werden dem betroffenen Patienten bestimmte körpereigene Immunzellen entnommen und diese im Labor so modifiziert, dass sie spezifische Zielstrukturen auf Krebszellen erkennen und diese Zellen anschließend gezielt zerstören können. Die modifizierten Immunzellen werden dem Patienten im Anschluss an eine Chemotherapie wieder infundiert.
Auf Grundlage dieser Therapie haben Forscher untersucht ob man das Grundprinzip der CAR-T-Zelltherapie auch auf andere Erkrankungen übertragen kann.
2018 erschien der erste Artikel zum Thema Anti HIV DuoCAR-T-Zelltherapie. Dort wurde ein neuer Therapieansatz vorgestellt, der langfristig die HIV-infizierten Zellen zerstören und die Infektion im Körper unterdrücken soll. Dabei besteht der große Vorteil, dass für die Therapie nur eine einmalige Infusion notwendig ist. Bisher wurde das Wirkpotential jedoch lediglich an tierischen Modellen untersucht. Eine Studie an humanisierten Mäusen konnte zeigen, dass die Anti HIV DuoCAR-T-Zellen aus dem Blut zu den Zielzellen gelangt und dort die HIV-Vermehrung unterdrücken kann.
Nun geht die Therapie in die nächste Phase der klinischen Studie. An der „University of California, San Francisco“ und der „University of California, Davis“ haben die ersten menschlichen Probanden die Therapie gestartet. Es geht nun vor allem darum die Sicherheit und Verträglichkeit zu untersuchen und eine optimale Dosierung für die Anti HIV DuoCAR-T-Zelltherapie zu identifizieren. Die Untersuchungen hierzu werden sich voraussichtlich über mehrere Monate strecken.
Erst wenn diese Phase abgeschlossen und bestanden ist kann die 3. Phase der klinischen Studie anlaufen. Dabei wird es vor allem darum gehen die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Therapie zu Beweisen und eine Nutzen-Risiko-Bewertung für die Zulassung aufzustellen. Auch hier muss mit einer Dauer mehreren Monaten bis Jahren gerechnet werden. Erst wenn all diese Phasen erfolgreich durchlaufen sind kann potentiell die Zulassung der Anti HIV DuoCAR-T- Zelltherapie erfolgen.
Quelle:„Caring cross announces dosing of first participant in Anti-HIV DuoCAR-T Cell Therapy Phase 1/2a Clinical trial, 11.Okt. 2022, www.prnewswire.com
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Hepatitis D ist eine durch das Hepatitis-D-Virus (HDV) ausgelöste Leberentzündung. Das Hepatitis-D-Virus, auch delta-Virus genannt, wird hauptsächlich durch Blut übertragen, aber auch eine sexuelle Übertragung ist möglich. Eine Infektion mit HDV kann allerdings nur in Kombination mit Hepatitis-B-Viren (HBV) erfolgen, da die inkompletten HDV die Hülle der HBV benötigen.
Weltweit sind ca. 15 bis 25 Millionen Menschen mit HDV infiziert. Besonders weit verbreitet ist das HDV in Afrika, Südamerika, Asien und Süd-/Osteuropa. In Deutschland sind ca. 30.000 Menschen betroffen.
Die Symptome bei einer HDV-Infektion sind zunächst unspezifisch. Ein allgemeines Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit und Druck im rechten Oberbauch. Mit der Zeit entwickelt sich Gelbsucht, dunkler Urin und heller Stuhl. Die Symptome ähneln denen einer Hepatitis-B-Infektion, der Verlauf ist bei einer Koinfektion mit HDV allerdings deutlich schwerwiegender. 70-90% der HDV-Fälle verlaufen schwer und chronisch. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Leberzirrhosen und Leberkarzinome.
Daher ist eine frühzeitige Diagnose und Therapie notwendig. Das HDV kann mittels Blutuntersuchung (PCR-Test) identifiziert werden.
Eine Impfung gegen HDV gibt es nicht, aber eine HBV-Impfung schützt vor einer Infektion mit HDV.
Am 31.07.2020 wurde das erste Medikament zur Behandlung für Hepatitis D zugelassen: Hepcludex. Der Wirkstoff Bulevirtid blockiert den Eintritt des Hepatitis B und D-Virus in die Leberzelle und muss täglich subkutan gespritzt werden. Die Einsatzmöglichkeiten für Hepatitis B werden derzeit noch geprüft.
Quelle: Stephan Urban Et Al., 2021: „Hepatitis D virus in 2021: virology, immunology and new treatment approaches for difficult-to-treat disease“, https://flexikon.doccheck.com/de/Hepatitis_D, www.gelbe-liste.de/krankheiten/hepatitis-d, www.deutsche-leberstiftung.de/presse/pressemappe/Lebererkrankungen/virushepatitis/hepatitis-d/; www.dzif.de/de/hepcludex-erstes-medikament-fuer-hepatitis-d-zugelassen