Die HIV-PrEP schützt nicht vor anderen STIs (sexually transmitted infections), das muss man niemandem mehr erklären. Doch kann es eine STI-PrEP geben? Wie sähe sie aus? Mit Doxycyclin gibt es dahingehend schon ein wenig Erfahrung. Eine neue Pilotstudie (n=52) beschäftigt sich aktuell mit der einmal täglichen Gabe von 100 mg Doxycyclin zusätzlich zur HIV-PrEP.
Darin wurden einer transgender Frau und 51 MSM mit früherer Syphilis im Verhältnis 1:1 in zwei Arme randomisiert. Neben FTC/TDF wurden entweder sofort 100 mg Doxycyclin p.o. einmal täglich (immediate, IMM) oder erst nach 24 Wochen (deferred, DEF) gegeben. Im Studienzeitraum von 48 Wochen wurden die Patienten im Dreimonatsintervall untersucht. Dabei prüfte man die Probanden auf STIs und HIV. Außerdem wurden eventuelle Resistenzen, Verträglichkeit, Adhärenz ( anhand der Anzahl der eingenommenen Tabletten und Doxycyclin-Plasmaspiegel) und das Darmmikrobiom untersucht und ein Fragebogen zum Sexualverhalten gestellt.
Das Ergebnis: Insgesamt reduzierte die einmal tägliche Einnahme von 100 mg Doxycyclin p.o. die Wahrscheinlichkeit an einer STI zu erkranken deutlich (OR 0.18, p = 0.011). Von den Patienten unter Doxycyclin entwickelte keiner eine Syphilis oder eine Chlamydieninfektion. Beide traten nur im DEF-Arm auf. Da sich dort nur eine einzige Syphilis-Infektion ereignete, bleibt die Aussagekraft zur Prophylaxe der Syphilis gering. Gonokokkeninfektionen traten in beiden Armen auf, die Wirksamkeit hier bleibt aus.
Vor dem Hintergrund der bekannten Probleme und Nebenwirkungen, die eine Langezeittherapie mit Doxycyclin mit sich bringt, ist der Nutzen fraglich. Die Studienautoren weisen auf die schlechte Resistenzbarriere gegenüber Staphylococcus aureus hin. Immerhin drei Teilnehmende wiesen nach 48 Wochen S. aureus-Stämme mit Tetracyclinresistenz auf. Auch dürften die Neben- und Wechselwirkungen für die Patienten um einiges spürbarer sein. Ein zeitlicher Abstand zu zwei- und dreiwertigen Kationen ist bekanntermaßen bei der Einnahme zu beachten, ebenso wie die durch Photosensibilisierung begünstigten Sonnenbrände und Hautreaktionen. Weitere Daten sind dringend notwendig, auch im direkten Vergleich zur STI-PEP und zum bisherigen Management von STIs. Eine solche Studie sei laut Autoren schon finanziert.
Quelle: 1Bolan RK, Beymer MR, Weiss RE, Flynn RP, Leibowitz AA, Klausner JD. Doxycycline prophylaxis to reduce incident syphilis among HIV-infected men who have sex with men who continue to engage in high-risk sex: a randomized, controlled pilot study. Sex Transm Dis. 2015 Feb;42(2):98-103. doi: 10.1097/OLQ.0000000000000216. PMID: 25585069; PMCID: PMC4295649 . 2Grennan T. Daily Doxycycline in MSM on PrEP for Prevention of Sexually Transmitted Infections – The DuDHS Study. CROI 2021.
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