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Die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gehört für Risikopersonen seit 2019 zu den Kassenleistungen. Drei Jahre lang wurde dessen Nutzen nun vom Robert Koch-Institut (RKI) untersucht. Über das Ergebnis sind sich das RKI und die deutsche Aidshilfe (DAH) einig: Die PreP kann HIV-Infektionen definitiv vorbeugen, es geht jetzt viel mehr darum, allen bedürftigen Personen Zugang zu verschaffen und weiterhin Aufklärungsarbeit zu leisten.
Bisher erreicht die PrEP vor allem schwule und bisexuelle Männer, doch genutzt werden sollte sie von allen Menschen, die diese benötigen. Hier gilt es, dem potenziellen Patienten die meist unbegründete Angst vor möglichen starken Nebenwirkungen zu nehmen und generell mehr und individueller (besonders von ärztlicher Seite aus) zu informieren, sodass die PrEP in naher Zukunft als selbstverständliche Schutzmethode angesehen wird. Dazu müsste es auch mehr und breiter verteilte, verschreibende Ärzte und weitere Einrichtungen geben, da es immer noch schwierig ist, dort kurzfristig Termine zu bekommen. Außerdem sollten Ärzt:innen die Zusatzqualifikationen, damit die PrEP als Kassenleistung verordnet werden kann, einfacher erwerben können.
Eine weitere Lücke stellt der bisher mangelnde Gleichstellungsstatus der anlassbezogenen PrEP dar. Die anlassbezogene PrEP, die nicht jeden Tag ohne Unterbrechung, sondern im Bedarfsfall bei absehbarem Geschlechtsverkehr vorher eingenommen wird, könnte den Patient:innen z.B. die Angst vor Neben- und Langzeitwirkungen nehmen und die Compliance steigern. Dazu wird noch eine Zulassungserweiterung gebraucht und die Leitlinien müssen entsprechend angepasst werden. Auch bei den Beratungsmöglichkeiten könnte man von den Ärzt:innen auf andere Checkpoints oder Fachberatungsstellen ausweiten.
Weiterhin müssen die Möglichkeiten einer Kostenübernahme auch auf private Krankenversicherungen ausgeweitet werden, die die PrEP oft noch nicht erstatten. Hierbei dürfen auch Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis oder Krankenversicherung nicht unberücksichtigt bleiben, da auch für sie eine Kostenübernahme gewährleistet werden sollte. Insgesamt muss vor allem auch im ersten Schritt bei der Beratung durch entsprechende Arztpraxen angesetzt werden, sodass Risiken im Praxisalltag stärker thematisiert und schneller erkannt werden können, um den Patienten individuell über die entsprechenden Schutzmöglichkeiten zu informieren. Auch in der reisemedizinischen Beratung kann die PrEP noch stärker einfließen
Quelle: HIV&more, Ausgabe 1 März 2023, S.30f
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In der Vergangenheit konnte ein Zusammenhang zwischen einer chronischen Hepatitis-C-Virusinfektion (HCV) und einer biologischen Altersbeschleunigung festgestellt werden. Eine HCV-Infektion kann mit Hilfe von direkt wirkenden antiviralen Arzneistoffen therapiert werden. Nun wurde in einer Studie untersucht, ob die biologische Altersbeschleunigung nach einer Heilung wieder zurückgehen kann.
Die 54 HCV-erkrankten Studienteilnehmer wurden dazu bei Behandlungsbeginn, Behandlungsende und langfristig über das Ende hinaus untersucht. Bei Beginn der Studie hatten die erkrankten Personen ein um etwas mehr als drei Jahre erhöhtes biologisches Alter. Als Bestimmungsparameter des Alters wurden Veränderungen der DNA herangezogen (Methylierungsmuster). Bei Heilung sank die genetische Alterung in der langfristigen Beobachtungsphase signifikant um mehr als die Hälfte ab. Bei Patienten, die trotz einer Heilung Leberkrebs bekamen, war dieser teilweise reversible Effekt jedoch nicht wieder zu finden.
Quelle: Projekt Information e.V. März/April 2023 S.11
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Apretude® wurde im Dezember 2021 von der FDA in den USA zugelassen. Es handelt sich um Injektionen, die alle zwei Monate von einem Arzt injiziert werden, wobei zu Beginn zwei Injektionen mit einem Monat Abstand gegeben werden und wenn es gewünscht ist, kann auch eine einmonatige Einnahme von Cabotegravir-Tabletten (Vocabria®) zur Überprüfung der Verträglichkeit vorgenommen werden. In Deutschland ist Apretude® bisher noch nicht erhältlich.
Menschen, die sich trotz der langwirksamen Prä-Expositionsprophylaxe Apretude® (Wirkstoff Cabotegravir) mit HIV infizieren, haben typischerweise eine sehr geringe Viruslast. Dies kann dazu führen, dass die Infektion mit den Standard-Tests über Monate nicht entdeckt werden kann. Das Phänomen wird auch als „long-acting early viral inhibition syndrome (LEVI) bezeichnet.
Zwei neue klinische Studien, in denen die Apretude®-Injektionstherapie mit einer oralen Therapie verglichen wurde, zeigen, dass Apretude® eine größere Sicherheit bietet, als die tägliche orale Tabletten-Therapie der Zweifachkombination Tenofovirdisoproxilfumarat und Emtricitabin. Nichtsdestotrotz hat man in der Nachkontrolle der Studien festgestellt, dass sich eine kleine Anzahl an Probanden beider Gruppen trotz der PrEP mit HIV infiziert hat. In Zahlen 34 von 2.282 Probanden, wobei 16 dieser 34 eine schlechte Therapietreue aufgrund der oralen Therapie aufwiesen und das Medikament nicht therapietreu eingenommen haben. Bei vier Probanden konnte rückwirkend nachgewiesen werden, dass sie zur Beginn der Studie schon mit HIV infiziert waren, aber die Infektionen zu frisch waren, um mit dem Standard-Test identifiziert zu werden. In acht weiteren Fällen kam es zur HIV-Infektionen während der oralen Einleitungsphase der Injektionstherapie, nach einer verzögerten Injektion oder zur Zeit der Wiedereinführung der Apretude®-Injektionstherapie nach einer PrEP-Unterbrechung. Also bleiben nur sechs von 2.282 Probanden, die sich mit dem Virus trotz richtigem Therapieschema und –treue infiziert haben.
Menschen mit dem LEVI-Syndrom haben eine geringe oder unter der Nachweisgrenze liegende HIV-RNA-Last und die HIV-DNA Level sind ebenfalls gering. Dies lässt die Vermutung zu, dass der Aufbau eines viralen Reservoirs möglicherweise limitiert ist. Diese Virusunterdrückung und dadurch auch die verzögerte Antikörperexpression können auch monatelang nach der letzten Apretude®-Injektion vorherrschen. Anders als Neuinfektionen, die häufig Symptome wie Fieber, Nachtschweiß, Fatigue oder Muskelschmerzen aufweisen, haben LEVI-Infektionen typischerweise weniger oder überhaupt keine Symptome. Zusätzlich ist die Viruslast so gering, dass eine Übertragung unwahrscheinlicher ist.
Das große Problem des LEVI-Syndroms ist die sehr verzögerte HIV-Detektion und daraus folgend das Problem, dass die vollständige antiretrovirale Behandlung verzögert gestartet werden könnte und eine Weiterbehandlung mit Apretude® allein die Gefahr einer Resistenzbildung gegen den Wirkstoff deutlich erhöht.
Die FDA und das Zentrum für Seuchenkontrolle und Prävention empfehlen deshalb einen sensitiveren HIV-RNA-Test, anstatt den Standard-Test, um Patienten zu screenen, die mit Apretude® behandelt werden. Forschende evaluieren nun RNA-Testungen, um zu bestimmen, bei welchen die Vorteile der Tests die Kosten überwiegen.
Des Weiteren werden zusätzliche Studien benötigt, um zu sehen, ob das LEVI-Phänomen auch bei anderen potenten lang-wirksamen PrEP-Wirkstoffen auftritt.
Quelle: Science News Artikel „HIV Infection While Using Apretude PrEP Is Harder to Detect“ by Liz Highleyman (24. März 2023)