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Die DAIG (Deutsche AIDS-Gesellschaft), die dagnä (Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin), die DAHKA (Deutsche Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis-kompetenter Apotheken und die DAH (Deutsche Aidshilfe) verfassten einen offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach um die Bundesregierung aufzufordern Versorgungsmängeln aktiv und wirksam vorzubeugen.
Anlass dazu ist u.a. der monatelange Versorgungsengpass von Medikamenten mit der Wirkstoffkombination Emtricitabin/ Tenofovirdisoproxil, welche zur Therapie und auch als einziges Medikament zur HIV-Prophylaxe derzeit in Deutschland eingesetzt wird. Über diesen Zeitraum konnten einige Patienten schwierig oder gar nicht versorgt werden. Patient:innen die diese Präparate als PreP (Prä-Expositions-Prophylaxe) einnehmen verloren ihren HIV-Schutz oder Patient:innen die eine HIV-Kombinationstherapie erhalten mussten umgestellt werden auf andere Wirkstoffe. Dabei wird ebenfalls kritisiert, dass die ersten Hersteller bereits Monate vor der Feststellung eines Versorgungsmangels angaben, dass sie eine Versorgung nicht mehr gewährleisten können bzw. Fachorganisationen erste Warnungen ausriefen.
Die Forderungen der Organisationen lassen sich auf vier wesentliche Punkte aufteilen. Zum einen soll die Politik der Industrie Anreize setzen in und für Europa zu produzieren. Zudem soll der Fokus nicht auf einigen wenigen Produzenten liegen. Es soll beobachtet werden ob und wie sich bestimmte Preis- und Rabbatiermechanismen auf die Herstellung auswirken.
Außerdem soll es eine Art Warnverfahren geben in dem die Gefahr vor Versorgungsmängeln frühzeitig und offen kommuniziert werden um diesen so schnell wie möglich entgegenzuwirken. Als letzten Punkt wird das finanzielle Risiko für Ärzt:innen und Apotheker:innen genannt. Beispielsweise Retaxen der Krankenkasse gegenüber den Apotheken soll vorgebeugt werden um Risiken zu minimieren.
Zusammengefasst heißt es, dass die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten eindeutig über den wirtschaftlichen Interesse einzelner Hersteller stehen muss.
Quelle: https://www.hivandmore.de/archiv/2024-1/opioide-fentanyl-und-co-sind-in-deutschland-angekommen.shtml
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Das Hi-Virus kann Resistenzen gegen HIV-Wirkstoffe ausbilden. Das bedeutet, dass das Virus immun gegen einen Wirkstoff wird und sich dadurch vermehren kann, wodurch die Viruslast ansteigt. Resistenzen im HIV-Bereich können sowohl erworben als auch übertragen sein.
Eine Resistenz könnte man erwerben, wenn man beispielsweise in der HIV-Therapie nur einen Wirkstoff verwendet. Das Virus gewöhnt sich an den Wirkstoff und entwickelt sich weiter, wodurch es resistent gegen den Wirkstoff wird und der Wirkstoff nicht mehr wirken kann. Aber auch eine unregelmäßige Einnahme der HIV-Medikamente kann eine Resistenz hervorrufen, weswegen es wichtig ist, dass die HIV-Medikamente regelmäßig eingenommen werden.
Bei einer übertragenen Resistenz wird die Resistenz bei der HIV-Infektion bereits übertragen. Deswegen wird vor Auswahl der HIV-Medikamente eine Resistenztestung durchgeführt, damit die richtige HIV-Medikation ausgewählt werden kann.
Die Resistenztestung ist jedoch erschwert, wenn die Viruslast durch die HIV-Medikation herabgesetzt ist. Liegen keine Resistenztestungen aus der Vergangenheit mit einer höheren Viruslast vor, könnte eine Resistenz unentdeckt bleiben und ein Wirkstoff ausgewählt werden, wogegen das Virus resistent ist.
Deswegen ist eine regelmäßige Kontrolle der HIV-Viruslast wichtig, um festzustellen, ob sich Resistenzen gebildet haben oder die HIV-Medikation ausreichend wirksam ist. In Deutschland haben wir eine gute medizinische Versorgung durch einen leichten Zugang zu Resistenzanalysen und regelmäßigen Kontrollen, wodurch eine Resistenzbildung schnell entdeckt werden kann und deswegen in den letzten Jahren rückläufig ist. In LMIC‘s (low- and middle-income countries) sieht das jedoch leider nicht immer so aus.
Zudem sind in den letzten Jahren immer mehr HIV-Wirkstoffe entwickelt worden, die eine hohe Resistenzbarriere aufweisen, wodurch es seit einigen Jahren möglich ist, nur noch zwei Wirkstoffe in Kombination zur HIV-Therapie zu verwenden, ohne dass sich Resistenzen ausbilden
Quelle: Resistenzentwicklung heute- Münchener Aids- und Infektiologietage München 2024
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Die Anwendung der Doxy-PEP wird derzeit immer häufiger diskutiert. Unter der Doxy-Pep (Pep=Post-Expositions-Prophylaxe) versteht man die einmalige Gabe von dem Antibiotikum Doxycyclin 24-72 Stunden nach dem kondomlosen Geschlechtsverkehr zur Verhinderung bakteriell-bedingter Geschlechtskrankheiten.
Von 2000 bis 2021 gab es einen extremen Anstieg von STI’s (sexual transmission infections) vor allem bei Männern die Sex mit Männern (MSM) haben und Transfrauen die Sex mit Männern haben (TGW). Beispielsweise hat sich die Zahl der Syphilis-Infektionen in dem genannten Zeitraum global mehr als vervierfacht. In Deutschland sehen die Zahlen ähnlich aus.
Mithilfe der Doxy-Pep konnte das Risiko einer Gonorrhoe-Infektion in Studien teilweise um 50% reduziert werden. Das Risiko einer Chlamydien- oder Syphilis-Infektion sogar um bis zu 80%.
Die Doxy-Pep kann MSM und TGW verschrieben werden, die Sex ohne Kondom haben oder 1-2 STI-Befunde in den letzten 12 Monaten hatten. Zudem muss die Person innerhalb der letzten sieben Tage negativ auf Gonorrhoe, Syphilis und Chlamydien getestet sein. Es ist eine einmalige Gabe von 200 mg Doxycyclin 1 Stunde vorm Schlafen, die mit einer Mahlzeit und Wasser eingenommen wird. Das ganze muss in einem Zeitraum von 24-72 Stunden nach dem kondomlosen Sex passieren und darf nicht öfter als dreimal in der Woche wiederholt werden.
Bewertet wird das ganze jeweils sehr unterschiedlich. Nachweislich reduziert sie sowohl das Risiko der einzelnen Person, als auch Inzidenzen wie beispielsweise von Syphilis. Jedoch kann noch keine Aussage dazu gefällt werden, ob die regelmäßige Einnahme von einem Antibiotikum eine Resistenz hervorrufen oder das Darmmikrobiom beeinflussen kann.
Quelle: Round table Doxy PEP- Münchener Aids- und Infektiologietage 2024