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Das lang-wirksame Cabotegravir könnte eine neue Therapiemöglichkeit für die Behandlung und Prävention der HIV-1 Infektion darstellen. Cabotegravir ist ein potenter Integrase-Stang Transfer-Inhibitor und ähnelt in seiner Struktur dem Wirkstoff Dolutegravir. Die Anwendung für die Präexpostions-Prophylaxe (PrEP) soll alle zwei bis drei Monate als intramuskulärer Injektion auf Basis der Nanopartikel-Technologie erfolgen.
Für die HIV-Behandlung soll eine monatliche Gabe der intramuskulären Injektion erfolgen. Als Depotpräparat weist es nach intramuskulärer Injektion eine lange Wirkdauer auf und wird im Körper nur langsam abgebaut (HWZ = ca. 40 Tage).
Der Abbau kann allerdings bei jedem Patienten variieren, so dass die Patienten unterschiedliche Halbwertszeiten aufweisen können (HWZ = 25 bis 54 Tagen).
Zudem könnte sich durch die langen Halbwertszeiten ein Absetzen der Therapie als problematisch erweisen, da noch über einen langen Zeitraum (ca. ein Jahr) Wirkstoffkonzentrationen im Blut vorhanden seien können. Rein theoretisch könnten infolgedessen Resistenzentwicklungen begünstigst werden.
Cabotegravir wird vorwiegend durch das Enzym Uridine Diphosphate Glucuronosyltransferase 1A1 (UGT1A1) verstoffwechselt und nicht maßgeblich durch den Cytochrome-P450-Stoffwechselweg beeinflusst, wodurch die Wechselwirkungsgefahr potentiell verringert sein kann.
Aus den pharmakokinetischen Studiendaten werden Hinweise auf eine effektive Enzymhemmung der Integrase durch die Behandlung geliefert.
Nebenwirkungen stellen vor allem Schmerzen und Druckempfindlichkeit an der Injektionsstelle nach. Dies beklagen ca. 80% der Studienteilnehmer der Studie HPTN 083.
Bei der HIV-Therapie erzielt die Kombination (two-drug-regims) des langwirksamen NNRTI Rilpivirin und des Integrasehemmers Cabotegravir Plasmakonzentrationen mit potentiell therapeutischen Effekten und generell guter Verträglichkeit. Diese Wirkstoffkombination (Cabotegravir/Rilpivirn) zur Behandlung der HIV-Infektion wurde jedoch von der FDA (US-Arzneimittelbehörde) aufgrund von Herstellungs- und Kontrollproblemen bisher noch nicht zugelassen. Ob die Wirkstoffkombination auch als Präexpostionsprophylaxe zugelassen wird, ist ebenfalls noch ungewiss.
Der Wirkstoff Cabotegravir weist somit Vorteile durch ein potentiell geringeres Risiko von Wechselwirkungen und die Möglichkeit eines größeren Therapieintervall wie z.B. die zwei- bis dreimonatliche Verabreichung der intramuskulären Injektion für die PrEP.
Die sehr lange und variierende Halbwertszeit innerhalb des Patientenkollektivs sind allerdings kritisch zu betrachten, so dass ggf. eine individuelle Dosisanpassung zur Überwachung der Plasmakonzentrationen in Erwägung gezogen werden sollte.
Quelle: Formulation and pharmacology of log-acting Cabotegravir, HIV: Monatliche Cabotegravir-Injektionen als Therapie apotheke adhoc, HIV-Schutz per Zwei-monats-Spritze: Studie belegt Wirksamkeit von Cabotegravir (Holger Sweers, magazin.hiv)
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Aus der aktuellen Mitgliederumfrage der Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte geht hervor, dass sich entsprechend der Erwartungen, die Besuche von HIV-Patienten als Risikogruppe für COVID-19 in Praxen abgenommen haben. Dabei berichten etwa die Hälfte der von 60 beteiligten Schwerpunktpraxen seit Mitte März über einen leichten (40%) bis starken Rückgang (13,3%) der Besuche von HIV-Patienten.
Auch bei der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) sind abnehmende Tendenzen zu beobachten. Hierbei zeigt sich bei 40% der Teilnehmer eine leichte Abnahme sowie bei 36.7% eine stärkere Abnahme der Patientenbesuche.
Die rückläufige Entwicklung lässt sich jedoch nicht zwingend auf das gesamte Leistungsaufkommen der Praxen übertragen. Zur Kurzarbeit sowie zu einer Verkürzung der Öffnungszeiten sei es, laut dagnä-Geschäftsführer Robin Rüsenberg, nur selten gekommen. Die HIV-Schwerpunktpraxen haben somit die pandemiebedingten Schwankungen der Besucherzahlen bisher recht gut bewältigt/standgehalten.
Mit der Lockerung der Maßnahmen bzgl. COVID 19 ist wieder ein Trend zur Normalität in Hinblick auf die HIV-Besucherzahlen zu beobachten. Dies kann sich allerdings schnell wieder ändern, sobald die Infektionszahlen erneut zunehmen sollten.
Quelle: HIV-Praxen halte der Krise stand; Ärztezeitung
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Im Jahr 2018 wurde in Bayern ein Pilotprojekt namens S.A.M. – Mein Heimtest gestartet. Wir berichteten in den ATipps sowohl über die Neueinführung, als auch über die durchaus positive Resonanz. Durch die große Nachfrage – 2019 konnten in Bayern rund 1000 Testergebnisse übermittelt werden – wird das Serviceangebot nun auf neun weitere Städte bundesweit ausgedehnt.
Die Nutzung selbst gestaltet sich als unkompliziert: eine unverbindliche Anmeldung bei Interesse erfolgt online. Es folgt die Vereinbarung eines Erstgespräches mit persönlicher Beratung in einer entsprechenden Teststelle. Je nach persönlicher Lebenssituation wird die gewünschte Testfrequenz vereinbart: alle drei, sechs oder zwölf Monate. Der Test wird automatisch versendet - diskret an eine Adresse der Wahl, auch an eine Packstation falls gewünscht.
Der Test deckt dabei einige „typische“ Geschlechtskrankheiten ab: HIV, Syphilis, Gonorrhö (Tripper) und Chlamydien. Die jeweiligen Testkits enthalten alle notwendigen Materialien, um zu Hause selbst Blut- und Urinproben sowie Abstriche zu nehmen. Der Preis pro Testset beträgt 32€ – Porto und Verpackung, Laboruntersuchungen und Support inklusive. Das Ergebnis wird per SMS versendet. Bei positivem Testergebnis erhält man eine SMS mit der Bitte um Rückruf. Medizinisches Fachpersonal steht dann für ein persönliches Beratungs- und Aufklärungsgespräch zur Verfügung.
Selbsttests motivieren zum Test
Mit der Option selbst zu Hause zu testen, erhöht sich alleine bereits die Testbereitschaft. Außerdem werden dadurch auch bislang nicht erreichte Zielgruppen angesprochen. Bewohner ländlicher Regionen fernab des medizinischen Versorgungsnetzes von Großstädten und somit Menschen mit sehr langen Anfahrten zu Testeinrichtungen können durch S.A.M. einfachen Zugang zum empfohlenen Screening auf STI erhalten.
Erstgespräche sind neben München, Nürnberg und Regensburg nun auch in den Aids-Hilfen folgender Städten möglich: Bonn, Dresden, Frankfurt/Main, Lingen/Ems, Magdeburg, Hamburg, Hannover und Freiburg
Weitere Informationen zu S.A.M. finden Sie auf der offiziellen Website https://samtest.de
Quelle: www.aidshilfe.de