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Seit Ende 2019 sind Corona-Viren auch Nicht-Fachleuten ein Begriff. Zu diesem Zeitpunkt wurde in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine neue Variante bekannt: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19.
Die Hoffnung war groß, dass die vier getesteten Wirkstoffe Remdesivir, Hydroxychloroquin, Lopinar/Ritonavir und IFN-ß1a die Sterblichkeit, Notwendigkeit der Beatmung der Patienten sowie deren Krankenhausliegedauer verkürzen. Die Wirkstoffe wurden und werden in mehreren Studien getestet, darunter auch in einem Arm der groß angelegten SOLIDARITY-Studie, initiiert von der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Zwischenergebnisse der offenen, randomisierten und nicht placebokontrollierten SOLIDARITY-Studie legten nahe, dass die getesteten Medikamente wenig oder gar keinen Effekt hatten, teilte die WHO mit. Einschränkend ist allerdings zu sagen, dass die erlangten Daten noch nicht geprüft sind und daher lediglich auf sogenannten Preprint-Servern veröffentlicht wurden. Zudem wurde noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen.
„Trotz der Einschränkung, dass bis dato keine detaillierten Daten auf dem Preprint-Server verfügbar sind und ein Peer-Review-Verfahren noch aussteht, kann festgehalten werden, dass die Studie ihren primären Endpunkt verfehlt hat.“, kommentiert Professor Dr. Clemens Wendter, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin sowie Leiter der Spezialeinheit für hochansteckende lebensbedrohliche Infektionen an der München Klinik Schwabing. „Durch keines der vier getesteten Medikamente –Remdesivir, Hydroxychloroquin, Lopinar/Ritonavir und IFN-ß1a- lässt sich die Sterblichkeit von Covid-19 bei symptomatischen Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, verringern“.
Remdesivir-Hersteller Gilead wehrt sich gegen diese Vorwürfe und verweist auf die vom Unternehmen selbst durchgeführte ACTT-1-Studie, deren finale Ergebnisse im „New England Journal of Medicine“ erschienen sind und dem antiviralen Medikament eine Reduktion der Sterblichkeit gegenüber Placebo bescheinigen (6,7 versus 11,4). Das Ergebnis ist allerdings nicht statistisch signifikant und wird von Experten in Frage gestellt.
Solange nicht alle Daten aus der SOLIDARITY-Studie veröffentlicht wurden, bleibt Remdesivir in dubio pro reo vorerst Therapiestandard. „Eine klinische Wirksamkeit ist vorhanden“, so Professor Dr. Bernd Salzberger, Bereichsleiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg. Fest steht, dass Remdesivir bei Patienten mit Atemnot und Lungenveränderungen innerhalb der ersten zehn Tage der Erkrankung gegeben werden sollte, da es nutzlos erscheint, sobald im Körper bereits schwere Entzündungsreaktionen ablaufen.
Remdesivir bleibt neben Dexamethason vorerst das einzige Medikament, das der klinischen Covid-19-Front zur Verfügung steht. Nun gilt es herauszufinden, wie Dexamethason und Remdesivir am sinnvollsten kombiniert werden sollten.
Der erhoffte klinische Durchbruch durch das antivirale Mittel Remdesivir konnte leider nicht gezeigt werden. Es zeichnet sich ab, dass der Kampf gegen Covid-19 noch lange nicht gewonnen ist.
Quelle: PZ, Covid-19: Remdesivir enttäuscht in WHO-Studie, Ausgabe 43, 2020 (ka)
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Ibalizumab (Marktname Trogarzo®, Theratechnologies Europe®) ist seit Anfang September erstmals als HIV-Antikörper auf dem deutschen Markt erhältlich. In den USA wird der Antikörper schon länger in der HIV-Therapie angewendet. Ibalizumab wird in Kombination mit anderen HIV-Medikamenten bei Erwachsenen mit multiresistenter HIV-Infektion eingesetzt, welche bisher nur schwer behandelt werden konnten. Der gegen den CD4-Rezeptor gerichtete Antikörper bindet an T-Helfer Zellen und verhindert, dass die HI-Viren in die Zellen eindringen und sich dort vermehren können. Eine Ausbreitung der Infektion wird so verlangsamt. Ibalizumab wird als Infusion verabreicht. Zu Beginn der Behandlung erhält der Patient eine Dosis von 2000 mg, danach 800 mg alle zwei Wochen.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Ausschlag, Durchfall, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Schwangere sollten den Antikörper nicht erhalten. Auch in der Stillzeit wird aufgrund der HIV-Übertragungsgefahr auf den Säugling das Stillen grundsätzlich nicht empfohlen. Bei Frauen, die im gebärfähigen Alter sind, sollte eine wirksame Verhütungsmethode angewendet werden.
Quelle: PZ, Ausgabe 37 2020)
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Die EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) hat die Empfehlung für einen Dapavirin-haltigen Vaginalring außerhalb der EU ausgesprochen. Dies gilt für HIV-negative Frauen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr, die vaginalen Geschlechtsverkehr praktizieren.
Ein besonderes Augenmerk liegt hier bei Frauen, die südlich der Sahara leben, da diese oft nicht mit den benötigten PrEP Medikamenten versorgt werden können.
Obwohl der Vaginalring erst nach 28 Tagen ausgetauscht werden muss, ist das konstante Tragen sehr wichtig. Drei Stunden nach dem Einsetzen konnte Dapavirin nicht nur im Blut, sondern auch in der Muttermilch nachgewiesen werden. Allerdings ist die nachgewiesene Menge extrem gering gewesen. Bei einem sechs Monate alten Neugeborenen von ca. acht Kilogramm Körpergewicht wurde die Menge auf 600 Nanogramm geschätzt.
Abschließend kann man sagen, dass der Dapavirin Vaginalring eine sehr gute Alternative zur PrEP darstellt falls diese nicht verfügbar sein sollte. Er ist sehr diskret und erfordert keine tägliche und pünktliche Einnahme von Tabletten. Der Ring wird selbstständig von den Frauen eingesetzt und kann somit auch einfach entfernt werden. Bei stillenden Frauen ist die nachgewiesene Menge an Wirkstoff in der Muttermilch zwar sehr gering gewesen, dennoch sollte man es mit Vorsicht betrachten und Rücksprachen mit dem Arzt halten.
Quelle: Apotheke adhoc – „Dapavirin: HIV-Prävention für Frauen“; www.apotheke-adhoc.de//nachrichten/detail/pharmazie/dapivirin-hiv-praevention-fuer-frauen-zulassungsempfehlung-fuer-vaginalring/