Aktuelle Themen
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Im September 2023 legte die Bundesärztekammer (BÄK) und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die Novelle der Hämotherapie-Richtlinie vor. Dabei soll in der Zukunft bei Blutspender:innen die sexuelle Orientierung oder die ihrer Sexualpartner:innen bei der Bewertung keine Rolle mehr spielen. Anstatt dessen ist eine spendenwillige Person von der Spende ausgeschlossen, wenn sie innerhalb der letzten vier Monate ein Sexualverhalten aufgewiesen hat, das ein deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt. Zum risikobehafteten Sexualverhalten gehören:
Sexualverkehr mit insgesamt mehr als zwei Personen
-> Hierbei wird nicht berücksichtigt, ob die Personen dabei Schutzmaßnahmen wie Kondome oder die HIV-Prophylaxe (PrEP) verwenden. Zudem ist die angebliche Monogamie dabei keine verlässliche Schutzmethode, denn Menschen können nur verlässliche Angaben über ihr eigenes Sexualverhalten treffen.
Sexualverkehr mit einer neuen Person, wenn dabei Analverkehr praktiziert wurde
-> Hier besteht weiterhin eine Diskriminierung, denn auch hier werden Schutzmaßnahmen wie Kondome und die HIV-Prophylaxe (PrEP) nicht berücksichtigt.
Sexarbeit und deren Inanspruchnahme
-> Dies sollte kein Ausschlusskriterium sein, denn wenn man sich die Zahlen anschaut, kommt HIV bei Sexarbeiter:innen nicht häufiger vor als in der Gesamtbevölkerung.
Sexualverkehr mit einer Person, die mit Hepatitis B, Hepatitis C oder HIV infiziert ist oder die in einem Endemiegebiet/Hochprävalenzland für diese Viren lebt beziehungsweise von dort eingereist ist
-> Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bekräftigt, dass es beim Sex mit HIV-positiven Menschen unter wirksamer HIV-Therapie kein Übertragungsrisiko gibt. Deswegen sollte dies kein Ausschlussgrund sein.
Quelle: www.aidshilfe.de/meldung/diskriminierung-blutspende-zurueck-los, https://www.pei.de/DE/newsroom/pm/jahr/2023/09-haemotherapie-richtlinie-novelle.html
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Einige Wochen war es sehr ruhig um das Thema Affenpocken. Jetzt wurden aktuell fünf neue Fälle in Deutschland gemeldet. Die betroffenen Männer sind zwischen 28 und 25 Jahren alt und kommen aus Berlin, Landshut, Braunschweig, Köln und Halle. Vier der Männer haben sich wahrscheinlich in Berlin infiziert, vermutlich durch sexuelle Kontakte.
Ein erneuter großer Affenpocken-Ausbruch ist trotzdem nicht zu befürchten. Die Deutsche Aidshilfe rät jedoch trotzdem vor allem MSM (Männern die Sex mit Männern haben) zur Impfung. Bereits im Juli waren erstmals nach längerer Zeit drei neue Affenpocken-Fälle bekannt geworden und laut RKI (Robert Koch Institut) in Berlin ist ein entsprechendes Infektionsgeschehen mit wenigen Fällen immer wieder zu erwarten.
Quelle: https://www.aidshilfe.de/meldung/fuenf-neue-mpox-faelle-deutschland
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Von den höchsten Anzahl an Hepatitis C Infektionen zur nahezu vollständigen Eliminierung und das nur innerhalb eines Jahres. Wie wurde das ermöglicht?
Im Jahr 2008 waren die Zahlen erschreckend: etwa 11,5 Millionen Menschen, also knapp 15 % der ägyptischen Bevölkerung, waren mit dem Hepatitis C Virus infiziert und belegten damit Platz 1 der höchsten Prävalenz weltweit. Das Hepatitis C Virus konnte sich aufgrund einer Massenimpfkampagne gegen Bilharziose (Wurminfektion) in den 1950er – 1980er Jahren in Ägypten rasant ausbreiten, da versehentlich benutzte Nadeln wiederverwendet wurden. Die Folgen waren fatal, da etwa 6 Millionen ägyptische Bürger:innen über diesen Weg infiziert wurden und dadurch die weltweit höchsten Inzidenzen von Lebererkrankungen und Leberkrebs registriert wurden.
Ab den 1990ern begann die Regierung das Problem verstärkt mit Präventionsprogrammen zur Blutsicherheit, Infektionskontrolle und Injektionssicherheit anzugehen. Im Jahre 2006 wurde ein Netzwerk von spezialisierten Behandlungszentren ins Leben gerufen wobei Hepatitis-Tests, sowie Behandlungen für alle zugänglich und kostenlos gemacht wurden. Hinzu kamen 2014 neu entdeckte Medikamente, welche effektiv für die Behandlung eingesetzt werden konnten.
Ein weiterer Meilenstein begann im Jahr 2018 mit der „100 Million Healty Lives Campaign“, welche bis heute den Fokus auf die Erkennung, Behandlung und Eliminierung der Infektion legt. Im Rahmen der Gesundheitskampagne wurden alle über 18-Jährigen, später auch Kinder ab 12 Jahren, auf das Hepatitis C Virus getestet. Neben den Tests wurde auch viel Wert auf die Öffentlichkeitsarbeit gelegt und so wurden große Plätze, Märkte, Sportvereine, Moscheen, Kirchen, sowie Friseursalons von Teams besucht, um alle Bevölkerungsteile zu erreichen. Um niemanden zurückzulassen wurden gefährdete Personengruppen wie Geflüchtete und Migrant:innen, sowie Menschen mit Behinderung einbezogen. So konnten über 60 Millionen Menschen erreicht und getestet werden. Mithilfe von tausenden Testzentren und mobilen Einheiten konnte die Seropositivität untersucht werden und mit PCR-Tests Infektionen bestätigt werden. Im Falle einer aktiven Infektion wurde mit einer dreimonatigen kostenlosen Kombinationstherapie behandelt und mit erneuter Testung der Erfolg der Behandlung bestätigt. Dies hatte zu Folge, dass schätzungsweise 1,23 Millionen ägyptische Bürger:innen mit einer aktiven Hepatitis C Infektion geheilt werden konnten.
Quelle: Projekt Information Juli/August 2023 S. 8-9; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articls/PMC5191841/; https://www.who.int/news-room/feature-stories/detail/access-to-treatment-and-care-for-all--the-path-to-eliminate-hepatitis-c-in-egypt