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Der berühmte Virologe Robert Gallo, der das erste bekannte Retrovirus identifizierte und zudem zu den Endeckern des HI-Virus gehört, könnte ein weiterer Durchbruch gelungen sein. Er konnte in einem seiner Labore einen Impfstoff gegen HIV entwickeln, der nun in das klinische Studienprogramm startet. Bis heute wurden schon über 100 Impfstoffe entwickelt, jedoch schaffte es bisher keiner zur Marktreife.

Bis sich Gallo jedoch an ein klinisches Studienprogramm wagte, untersuchte er mit seinem Forscherteam den gesamten Mechanismus bis ins kleinste Detail. Sein Impfstoff wurde so entwickelt, dass das Virus durch ihn nicht mehr in die menschliche Zelle eindringen kann.

Wenn es normalerweise zu einer Infektion mit dem Virus kommt, gelingt es dem Virus durch Bindung an zwei Rezeptoren und einer Strukturveränderung Zugang zur menschlichen Zelle zu bekommen.

Der Impfstoff von Gallo enthält einen Protein-Komplex, der an das Virus bindet und somit die notwendige Strukturveränderung zum Eindringen verhindert. So kann die menschliche Zelle nicht mehr infiziert werden.

Das Besondere an den Studien von Gallo ist, dass die Dosis einen starken Einfluss auf den Effekt hat. Wenn zu hohe Dosen verabreicht werden, kommt es zu einer Immunantwort der T-Zellen, welche sich gegen den Impfstoff richtet. Doch bei der wiederholten Gabe niedriger Dosen des Impfstoffes, wird dieses Problem umgangen, wie Studien an Affen gezeigt haben.

Insgesamt dauerte die Entwicklung 15 Jahre an der University of Maryland. Nun startet der Impfstoff in die erste klinische Phase-I-Studie mit 60 Probanden.


Quelle: Apotheke adhoc (pw/nsa)

Die Entwicklung eines neuartigen Moleküls, das in der Lage ist bestimmte Aminosäuren wie eine Pinzette zu greifen, ist an der Universität Duisburg-Essen gelungen. Durch dieses Molekül ist es wahrscheinlich möglich die Spermienflüssigkeit von Fibrillen, in denen sich HI-Viren und eventuell auch andere sexuell übertragbare Erreger verstecken, zu befreien.

Zudem konnte in Experimenten im Labor gezeigt werden, dass die molekulare Pinzette die Virushülle des HI-Virus zerstören kann, so dass die virozide Wirkung erhöht wäre. Bis dato wurde versucht Frauen durch ein Vaginalgel, in dem sich hohe Konzentrationen antiretrovirale Wirkstoffe befinden, Schutz bei unsicheren Sexualkontakten zu gewährleisten. Diese Gele konnten die Übertragung allerdings nicht verhindern, obwohl die Wirkstoffe sich bei oraler Gabe als effektiv erwiesen haben. Für dieses Versagen verantwortlich ist, laut Jan Münch vom Ulmer Institut für Molekulare Virologie, die spontane Bildung von Fibrillen aus einem prostataspezifischen Enzym (saure Phosphatase), welche die Viren vor den Arzneimitteln abschirmen.

Das neu entwickelte Molekül, zurzeit mit dem Namen CLR01, könnte hier einen Durchbruch bedeuten. Zudem konnten die Forscher beobachten, dass CLR01 nicht nur HI-Viren durch Öffnen der Virushülle vernichtet, sondern auch andere Erreger, wie z.B. Herpes- oder Hepatitis C-Viren angreift. Die Hoffnung der Forscher ruht nun in den klinischen Test, um die Ergebnisse aus den experimentellen Versuchen zu bestätigen.



Quelle: Deutsches Ärzteblatt (pw)

Aktuelle Studiendaten aus der Schweiz enthalten neue Informationen über Unterschiede in Verlauf und Behandlung der HIV-Infektion bei Frauen und Männern.
Während in der Vergangenheit Unterschiede zwischen Frauen und Männern beim Verlauf von Krankheiten oft ignoriert und in vielen klinischen Studien Frauen immer noch unterrepräsentiert sind, hat das Thema in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.

Aktuell wurde eine neue Studie aus der Schweiz veröffentlicht, in der speziell nach Unterschieden zwischen männlichen und weiblichen HIV-Infizierten mit einer antiretroviralen Therapie (ART) gesucht wurde. Dafür wurden Daten aus der „Swiss-HIV-Cohort-Study“ verwendet, bei der zwischen 1998 und 2011, also 14 Jahre lang, Daten von ca. 4000 HIV-Patienten von Beginn der ART an erfasst wurden. Das Bemerkenswerte daran ist, dass in etwa genauso viele Frauen (1.941) wie Männer (1.984) in die Analyse eingeschlossen waren. Das Studienziel war das Erreichen einer Viruslast von unter 50 HIV-RNA-Kopien/ml.

Die Frauen waren im Mittel jünger und hatten eine höhere CD4-Zellzahl, sowie eine niedrigere Viruslast zu Studienbeginn. Trotzdem erreichten weniger Frauen das Therapieziel nach 12 und 24 Monaten, wohingegen nach 5 Jahren kein Unterschied in beiden Gruppen bestand. Außerdem stieg bei Frauen die mediane CD4-Zellzahl nach 12, 24 und 60 Monaten stärker an als bei Männern, jedoch kam es beim weiblichen Geschlecht häufiger zu Therapiewechseln und auch Therapieabbrüchen. Auf den ersten Blick also war die Dreifachkombinationstherapie bei Frauen weniger erfolgreich als bei Männern.

In einem weiteren Schritt, einer sogenannten Multivarianzanalyse, wurden soziodemografische Faktoren (z.B Migrationshintergrund, Bildungsniveau), eine Viruslast über 100.000 Kopien/ml, eine eventuelle Hepatitis-C-Koinfektion, sowie die Zusammensetzung der ART (NNRTI vs. PI) berücksichtigt. Negative Faktoren, also Faktoren, die das Erreichen des Therapieziels erschwerten, waren Migrationshintergrund, Drogengebrauch und höhere Viruslast zu Studienbeginn. Hierbei fanden sich nun keine Unterschiede mehr in der Erfolgsrate der ART zwischen Männern und Frauen. Offen bleibt jedoch wie die sozioökonomischen Faktoren den Therapieerfolg negativ beeinflussen. Vermutet wird eine suboptimale Adhärenz, welche jedoch in dieser Studie nicht näher untersucht wurde.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass diese Studie, die bisher größte Studie für einen Geschlechtervergleich im Hinblick auf die antiretrovirale Therapie ist. Durch den langen Studienzeitraum von 1998-2011 konnte die erhebliche Verbesserung der HIV-Therapie sowohl in der Wirksamkeit, als auch im Umgang mit den verfügbaren Medikamenten beobachtet werden. Und sie räumt mit der Behauptung auf, dass Frauen aufgrund ihrer Genetik und Biologie einen schlechteren Erfolg in der antiretroviralen Therapie haben, denn vor allem durch die aussagekräftige Multivarianzanalyse konnte der Geschlechtsunterschied aufgehoben werden.

Quelle: Project Information; Jahrgang 23, Nr.3; S.3-4 (ns)

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