Die Entwicklung eines neuartigen Moleküls, das in der Lage ist bestimmte Aminosäuren wie eine Pinzette zu greifen, ist an der Universität Duisburg-Essen gelungen. Durch dieses Molekül ist es wahrscheinlich möglich die Spermienflüssigkeit von Fibrillen, in denen sich HI-Viren und eventuell auch andere sexuell übertragbare Erreger verstecken, zu befreien.
Zudem konnte in Experimenten im Labor gezeigt werden, dass die molekulare Pinzette die Virushülle des HI-Virus zerstören kann, so dass die virozide Wirkung erhöht wäre. Bis dato wurde versucht Frauen durch ein Vaginalgel, in dem sich hohe Konzentrationen antiretrovirale Wirkstoffe befinden, Schutz bei unsicheren Sexualkontakten zu gewährleisten. Diese Gele konnten die Übertragung allerdings nicht verhindern, obwohl die Wirkstoffe sich bei oraler Gabe als effektiv erwiesen haben. Für dieses Versagen verantwortlich ist, laut Jan Münch vom Ulmer Institut für Molekulare Virologie, die spontane Bildung von Fibrillen aus einem prostataspezifischen Enzym (saure Phosphatase), welche die Viren vor den Arzneimitteln abschirmen.
Das neu entwickelte Molekül, zurzeit mit dem Namen CLR01, könnte hier einen Durchbruch bedeuten. Zudem konnten die Forscher beobachten, dass CLR01 nicht nur HI-Viren durch Öffnen der Virushülle vernichtet, sondern auch andere Erreger, wie z.B. Herpes- oder Hepatitis C-Viren angreift. Die Hoffnung der Forscher ruht nun in den klinischen Test, um die Ergebnisse aus den experimentellen Versuchen zu bestätigen.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt (pw)