Aktuelle Studiendaten aus der Schweiz enthalten neue Informationen über Unterschiede in Verlauf und Behandlung der HIV-Infektion bei Frauen und Männern.
Während in der Vergangenheit Unterschiede zwischen Frauen und Männern beim Verlauf von Krankheiten oft ignoriert und in vielen klinischen Studien Frauen immer noch unterrepräsentiert sind, hat das Thema in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.

Aktuell wurde eine neue Studie aus der Schweiz veröffentlicht, in der speziell nach Unterschieden zwischen männlichen und weiblichen HIV-Infizierten mit einer antiretroviralen Therapie (ART) gesucht wurde. Dafür wurden Daten aus der „Swiss-HIV-Cohort-Study“ verwendet, bei der zwischen 1998 und 2011, also 14 Jahre lang, Daten von ca. 4000 HIV-Patienten von Beginn der ART an erfasst wurden. Das Bemerkenswerte daran ist, dass in etwa genauso viele Frauen (1.941) wie Männer (1.984) in die Analyse eingeschlossen waren. Das Studienziel war das Erreichen einer Viruslast von unter 50 HIV-RNA-Kopien/ml.

Die Frauen waren im Mittel jünger und hatten eine höhere CD4-Zellzahl, sowie eine niedrigere Viruslast zu Studienbeginn. Trotzdem erreichten weniger Frauen das Therapieziel nach 12 und 24 Monaten, wohingegen nach 5 Jahren kein Unterschied in beiden Gruppen bestand. Außerdem stieg bei Frauen die mediane CD4-Zellzahl nach 12, 24 und 60 Monaten stärker an als bei Männern, jedoch kam es beim weiblichen Geschlecht häufiger zu Therapiewechseln und auch Therapieabbrüchen. Auf den ersten Blick also war die Dreifachkombinationstherapie bei Frauen weniger erfolgreich als bei Männern.

In einem weiteren Schritt, einer sogenannten Multivarianzanalyse, wurden soziodemografische Faktoren (z.B Migrationshintergrund, Bildungsniveau), eine Viruslast über 100.000 Kopien/ml, eine eventuelle Hepatitis-C-Koinfektion, sowie die Zusammensetzung der ART (NNRTI vs. PI) berücksichtigt. Negative Faktoren, also Faktoren, die das Erreichen des Therapieziels erschwerten, waren Migrationshintergrund, Drogengebrauch und höhere Viruslast zu Studienbeginn. Hierbei fanden sich nun keine Unterschiede mehr in der Erfolgsrate der ART zwischen Männern und Frauen. Offen bleibt jedoch wie die sozioökonomischen Faktoren den Therapieerfolg negativ beeinflussen. Vermutet wird eine suboptimale Adhärenz, welche jedoch in dieser Studie nicht näher untersucht wurde.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass diese Studie, die bisher größte Studie für einen Geschlechtervergleich im Hinblick auf die antiretrovirale Therapie ist. Durch den langen Studienzeitraum von 1998-2011 konnte die erhebliche Verbesserung der HIV-Therapie sowohl in der Wirksamkeit, als auch im Umgang mit den verfügbaren Medikamenten beobachtet werden. Und sie räumt mit der Behauptung auf, dass Frauen aufgrund ihrer Genetik und Biologie einen schlechteren Erfolg in der antiretroviralen Therapie haben, denn vor allem durch die aussagekräftige Multivarianzanalyse konnte der Geschlechtsunterschied aufgehoben werden.

Quelle: Project Information; Jahrgang 23, Nr.3; S.3-4 (ns)

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