Durch jahrelange Forschung ist es heute möglich, HIV in den meisten Fällen gut zu behandeln, jedoch sind die Chancen auf eine Heilung verschwindend gering. So konnten bis jetzt nur weniger als 10 HIV-Erkrankte geheilt werden. Umso erfreulicher ist es wenn neue Fälle dazu kommen. So ein Fall konnte nun an der Berliner Charité verzeichnet werden. Er ist nun schon der zweite Patient der Charité bei dem eine Heilung gelang, der weltweit erste Erfolg einer HIV-Heilung konnte dort 2008 gefeiert werden.
Hintergründe der bisherigen Heilungserfolge
Durch die Entdeckung einer Genmutation, welche bei weniger als ein Prozent der europäisch-stämmigen Bevölkerung auftritt, konnten Therapieansätze für die Heilung von HIV entwickelt werden.
Dieser Mutation liegt zugrunde, dass HI-Viren eine Andockstelle (CCR5-Rezeptor) benötigen um in die Wirtszelle eindringen zu können. Bei den Menschen die immun gegen HIV sind liegt eine Mutation im Gen des Rezeptors vor, wodurch eine Infektion verhindert wird.
Dieses Prinzip half auch bei der ersten Heilung des HI-Virus. So bekam der Patient aufgrund seine Leukämieerkrankung eine Stammzellspende von einem HIV-immunen Spender welcher diese Mutation in sich trägt. Solch einen Spender zu fi nden ist jedoch ein seltener Glückfall.
Hoffnungsfall
Bei dem jetzigen Fall handelt es sich um einen 60-jährigen HIV-Patient. Er bekam ebenso wie der erste HIV-Geheilte wegen seiner Leukämie eine Stammzellspende. Das ungewöhnliche in diesem Fall ist jedoch, dass die Spenderin nicht immun gegen HIV war. Sie trägt aber von jedem Elternteil eine Variante in sich. Sowohl die normale Variante als auch die mutierten CCR5-Rezeptoren, welche verhindern, dass die Vieren in die Zelle gelangen. Ein bis jetzt unbekannter Mechanismus hat hier zum Therapieerfolg geführt. Der Mann ist nun seit mehr als 5 Jahren Virus frei und es tauchten auch keine Krebszellen mehr auf.
Solch einen ungewöhnlichen Therapieerfolg konnte auch bei einem Patienten aus Genf erzielt werden. Dieser bekam eine Knochen-markspende bei welcher auch keine resistenten Immunzellen transplantiert wurden. Diese Fälle werfen neue Fragen nach den Hintergründen auf und geben der Forschung Anreize für neue Therapieansätze.
Suche nach Erklärungen und neuen Therapieansätzen
Für die Forschenden ist noch unklar wie genau es bei dem Fall zu Therapieerfolg kam. Sie vermuten, dass der Austausch der HIV-tragenden Immunzellen des Patienten, durch die HIV-freien Immunzellen der Spenderin zur Heilung geführt hat. Diese haben wohl die Virusverstecke aus dem Körper beseitigt. Diese schlafende Gefahr gilt es ausfindig zu machen, die Frage ist nun, wie haben es die Immunzellen dieser Spenderin geschafft?
Neue Therapieansätze wollen dies nun herausfinden. In vielen neuen Studien versuchen Forschende nun mit einer antikörperbasierten Immuntherapie zuerst die versteckten Viren aufzuwecken und im nächsten Schritt, dann die sich neu bildenden Viren abzufangen. Einer der sich dieser Forschung widmet, ist der HIV-Forscher Christian Gaebler der Charité. Sein Projekt HIV CURE MISSION wird nun auch von dem Europäischen Forschungsrat (ERC) gefördert mit rund 1,5 Millionen Euro. Er betrachtet zwei Gruppen, zum einen die Heilungsfälle die durch eine Stammzelltransplantation gelangen, aber auch die Fälle bei denen das Virus noch nachweisbar ist jedoch vom Immunsystem unterdrückt wird. Hier wird von keiner Heilung, sondern einer Remission gesprochen. Solche Fälle traten unter anderem nach den besagten Antikörpertherapien auf, welche es auch schaffen die Zahl der Virusverstecke zu reduzieren.
Dass die Heilung über Stammzelltransplantationen Einzelfälle bleiben werden, muss uns bewusst sein. Denn diese Therapie ist immer mit einem hohen Risiko verbunden. Deswegen ist es umso erfreulicher zu hören, dass Menschen wie Christian Gaebler an unterschiedlichen Therapieansätzen forschen, welche uns in Zukunft nicht nur Einzelfall-Heilungen bringen sondern auch Therapien für eine breiter Masse ermöglichen.
Abschließend ist festzuhalten, dass jede neue Heilung ein weiterer Erfolg in dem Kampf gegen das Virus ist und sie geben uns Hoffnung für die Zukunft sowohl auf Seiten der Forschung als auch der Patienten.
Quelle: www.aerzteblatt.de/archiv/2553/Immun-gegen-HIV-Gendefekt-schuetzt-vor-der-Infektion; www.zdf.de/nachrichten/wissen/hiv-
therapie-heilung-stammzellen-charite-berlin-100.html; www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/hiv_heilung_an_der_chari-
te_der_zweite_berliner_patient/