Eine Präexpositionsprophylaxe bietet einen extrem hohen Schutz vor einer HIV-Infektion, jedoch kann auch sie keine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten.

Kürzlich wurde bei der Amsterdamer-PrEP-Studie CAM-PrEP von einem Fall berichtet, bei dem sich trotz bestehender PrEP ein Studienteilnehmer mit dem HIV-Virus infizierte.

Während bei den bisher zwei bekannten Fällen einer Infektion trotz PrEP immer eine Resistenz gegen das Medikament Truvada®, mit den Wirkstoffen Tenofovir(disoproxilfumarat) und Emtricitabin, vorlag, wies das Virus bei dem AmPrEp-Patienten keinerlei Resistenzen auf. Zudem konnten bei diesem Patienten, anders als bei einer HIV-Diagnose üblich, zuerst Antikörper gegen das HI-Virus anstatt Virusbestandteile ausfindig gemacht werden.

Die Forscher brachen infolgedessen die PrEP ab. Nach zwei bis drei Wochen konnten schließlich Virusbestandteile, wie Virus-RNA nachgewiesen werden und eine HIV-Kombinationstherapie wurde eingeleitet.

Bis heute konnte nicht geklärt werden, warum der Patient sich trotz bestehender PrEP mit HIV infizieren konnte. Er hatte (nach eigener Angabe) jeden Tag eine Tablette des Medikamentes eingenommen.

Zudem gab er an innerhalb eines Monats
mit 75 Männern Analverkehr ohne Kondom praktiziert zu haben. Dabei hatte er auch immer Drogen, wie Kokain oder Mephedron eingenommen.

Diese Angaben geben nun Anlass zur Spekulation wie der Patient sich trotz PrEP doch infizieren konnte. Möglicherweise spielt der rege Wechsel potentiell HIV-positiver Sexualkontakte eine Rolle. Auch ein geringer Wirkspiegel der Truvada® Wirkstoffe in der Enddarmschleimhaut könnte eine Infektion erklären. Ebenfalls lässt sich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit bestätigen, ob der Patient die Truvada® Tabletten wirklich konsequent und regelmäßig eingenommen hat.

Es ist ersichtlich, dass trotz PrEP regelmäßige HIV-Tests weiterhin unabdingbar bleiben. Wie Kondome kann auch eine PrEP keinen absoluten Schutz bieten, jedoch zeigt die bisher außerordentlich geringe Anzahl von nur drei bekannten Fällen einer Infektion unter laufender PrEP, dass diese einen äußerst guten Schutz gegenüber einer HIV-Infektion bietet.

Alledem bleibt zu erwähnen, dass der besagte Patient innerhalb des Studienverlaufs zusätzlich eine Gonokokken-Infektion (Gonorrhö), sowie eine Chlamydien-Infektion erlitt.

Es ist daraus offenkundig, dass nur Safer-Sex im Hinblick auf sexuell-übertragbare Krankheiten ausreichend Schutz bieten kann. Eine PrEP sollte somit nicht ein „Freifahrtschein“ für ungeschützten Geschlechtsverkehr darstellen.

Quelle: http://magazin.hiv/2017/02/17/dritter-fall-einer-hiv-infektion-unter-funktionierender-prep