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Die Übertragung einer Infektion des HI-Virus über die Muttermilch ist möglich, aber sehr selten, belegen Studien eindeutig (PROMISE). Allerdings weniger eindeutig sind wiederum die Empfehlungen der Länder, sowie der WHO beim Thema Stillen.
Das Risiko das HI-Virus über die Muttermilch zu übertragen liegt dennoch bei unter 1%. In einer groß angelegten Studie (PROMISE), welche in Subsahara-Afrika und Indien durchgeführt wurde, lag die Übertragungsrate nach 6 Monaten bei 0,3%, nach 12 und auch nach 24 Monaten bei 0,7%, obwohl nur weniger als die Hälfte der Mütter eine nicht nachweisbare Viruslast hatten.
Die WHO empfiehlt schon seit mehreren Jahren das exklusive Stillen mit HIV unter einer ART (antiretrovirale Therapie) in ressourcenarmen Ländern und berücksichtigt damit die Wünsche und psychosoziale Situation von betroffenen Müttern. Denn der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist oftmals schwierig, was ein erhöhtes Risiko für die Säuglinge birgt, wenn nicht gestillt wird. Internationale und westeuropäische Empfehlungen raten eher vom Stillen ab, aber neu angelegte Studien in Deutschland zum Stillen lockern die strickten Empfehlungen etwas auf. So konnte im deutschen Schwangerschaftsregister keine HIV-Übertragung von einer erfolgreich behandelten Mutter auf ihr Kind berichtet. Dennoch wird nur geschätzt, dass etwa 10 % der Mütter auch ihre Kinder stillen.
Fehlende Informationen und unterschiedliche Empfehlungen, sowie keine einheitlichen Vorgaben bezüglich Viruslastmessungen, Dauer des Stillens und Abstillen stellen die Betroffenen vor viele Fragen. Durch ein erstes Online-Treffen mit über 70 Ärzt:innen und Forscher:innen aus 12 Ländern Anfang des Jahres die sich unter der „WAVE Breastfeeding Group“ der EACE (European Aids Clinical Society) zusammengefunden haben, wurde der Grundstein für die verbesserte europaweite Kooperation der frauenspezifischen Forschung im HIV-Bereich gesetzt und gibt Hoffnung, dass Wünsche und Autonomie werdender Eltern in Zukunft besser berücksichtigt werden
Quelle: „Projekt Information e.V. S. 7-9“
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Eine Übertragung des HI-Virus auf den Fötus ist nicht nur während der eigentlichen Schwangerschaft über die Plazenta möglich. Auch anschließend bei der Geburt oder während des Stillens kann das Virus auf das Kind übertragen werden.
Die wirksamste Prävention einer Infektion des Kindes ist hier immer die rechtzeitige Kenntnis und die erfolgreiche Behandlung der Mutter. Daher sind auch die HIV-Tests im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorgen so unglaublich wichtig. Studien zeigen hier einen positiven Trend auf, sodass das Problem der fehlenden HIV-Tests in Deutschland heutzutage weitgehend behoben ist.
Insgesamt ist die Mutter-Kind-HIV-Übertragungsrate die letzten Jahre deutlich gesunken. Im Jahr 2022 gab es insgesamt nur noch 2 dokumentierte Mutter-Kind Übertragungen von HIV in Deutschland. In beiden Fällen kam es durch eine unzureichende Kommunikation mit den Ärzten, bzw. aufgrund einer Verweigerung der Behandlung zur Infektion des Kindes.
Die richtige Therapie in der Schwangerschaft ist natürlich enorm wichtig. Desto früher mit der Therapie begonnen wird, desto besser und desto eher kann die Viruslast bis unterhalb der Nachweisgrenze gebracht werden und damit eine Übertragung ausgeschlossen werden.
Laut einer Studie, die die Jahre 2002-2021 umfasst, lagen ca. 31,5% der HIV-positiven Schwangeren bereits zu Beginn der Schwangerschaft unter der Nachweisgrenze, für weitere 44,3% konnte dies bis zur Geburt des Kindes erreicht werden. Die „Deutsch-Österreichische HIV-Schwangerschaftsleitlinie führt hier auf welche Antiretrovirale Therapie sinnvoll ist. Leider kommt es dabei aber immer wieder zu Verzögerungen von vielen Jahren zwischen der Markteinführung eines neuen Präparats und der Empfehlung für die Therapie HIV-positiver schwangerer Frauen. Dies liegt vor allem daran, dass bei der Zulassung neuer Medikamente schwangere Patientinnen von vornerein ausgeschlossen werden. Meist werden die entsprechenden Präparate erst nach mehreren Jahren in die Schwangerschaftsleitlinie aufgenommen.
Quelle: Prevent- Pregnancy & HIV-Treatment, HIV & AIDS – (k)eine Generationsfrage Deutsch-Österreichischer AIDS Kongress; Vertikale HIV- Transmissionen in Deutschland, HIV & AIDS – (k)eine Generationsfrage Deutsch-Österreichischer AIDS Kongress
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Hepatitisviren existieren in fünf verschiedenen Arten und sind auch heutzutage noch für eine Vielzahl chronischer Infektionen und Todesfälle verantwortlich. Dabei spielen besonders Hepatitis C (HCV) und B-Viren eine Rolle, da die Krankheiten in der akuten Phase asymptomatisch verlaufen. Eine Hepatitis D-
Virus-Infektion (HDV) ist nur im Zusammenhang mit einer Hepatitis B-Virus (HBV) Infektion möglich. Hepatitis A-Viren (HAV) und Hepatitis E-Viren (HEV) verursachen dagegen eher akute Infektionen.
Gegen diese Gesundheitsbedrohung hat die WHO nun ein Aktionsprogramm gestartet. Ziel der WHO ist es, die HCV-Infektionen bis zum Jahr 2030 zu halbieren. 2020 wurde dazu der erste Beitrag geleistet, seitdem existieren serologische- und DNA-Tests und außerdem die direkte antivirale Behandlungsmethode. Trotzdem leiden immer noch circa 50 Millionen Menschen weltweit unter einer chronischen HCV-Infektion. Eine Risikopopulation stellen Drogenkonsumenten dar, die nicht immer einen Zugang zu sauberen Spritzbesteck haben und oftmals eine schlechte Anbindung an das Gesundheitssystem haben. Hier versucht man nun anzugreifen: Die Versorgung soll flächendeckender werden und die Dokumentation der Krankheitsverläufe von der Diagnose an bis zur Heilung erfolgen.
Chronische Infektionen mit HBV sind momentan noch nicht heilbar, aber es existiert ein Impfstoff dagegen, der in vielen Ländern während der Geburt bzw. in der Kindheit verabreicht wird. Das Risiko an einer Leberzirrhose bis hin zum Leberkrebs zu erkranken konnte dadurch nachweislich verringert werden. Ziel der WHO ist es hier, die 1,5 Millionen Infektionen im Jahr 2020 bis 2030 auf 170.000 zu minimieren. Dafür soll der Zugang zu dem Impfstoff verbessert werden, vor allem in Afrika und Asien ist die Ausbreitung noch hoch. Es sollen außerdem mehr Mitarbeiter im Gesundheitswesen geimpft werden und das Screening bei Blutspenden soll verbessert werden. Da das HDV das HBV Virus für seine Vermehrung benötigt, kann der Impfstoff auch hier seinen Beitrag leisten.
Obwohl HAV und HEV üblicherweise nicht zu chronischen Infektionen führen, können sie auch zu sehr schweren Krankheitsverläufen bis hin zum Tod führen, z.B. kann es zu einem akuten Leberversagen bei einer HEV-Infektion in fortgeschrittener Schwangerschaftsphase kommen. Die HEV-Genotypen 3 und 4 werden durch Kontakt mit infizierten Schweinen übertragen. Es soll hier ebenfalls die Impfstoffversorgung verbessert werden sowie der Zugang zu sanitären Anlagen, da letzteres ein Risikofaktor für beide Typen darstellt.
Quelle: „The challenges of viral hepatitis elimination: a global response to a global problem“ Black et al. BMC Public Health, published online 01.06.2023